Die eigenen Belastungsgrenzen kennen und wahren. Das klingt einfacher, als es im Arbeitsalltag von Menschen häufig ist, die sich um die Belange von Kindern, Jugendlichen und Eltern kümmern. Der Arbeitskreis Familiennetz Landkreis Rhön-Grabfeld hat Mitarbeitende und Verantwortliche zu einem Vernetzungs- und Kooperationstreffen „Familie“ eingeladen um sich über den Umgang mit Belastung in ihrem Berufsfeld auszutauschen.
Landrat Thomas Habermann und der Leiter der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld e. V., Markus Till, begrüßten die zahlreichen Interessierten, die der Einladung in das Kloster Wechterswinkel gefolgt sind. Sie arbeiten in Schulen, Kindergärten, der Familienbildung, als Bildungsträger, im Gesundheitswesen, in der Jugendhilfe, bei der Agentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter, in Beratungsdiensten, Kirchen oder weiteren Organisationen und haben doch ein gemeinsames Ziel: Kinder, Jugendliche und Eltern im Landkreis Rhön-Grabfeld bestmöglich zu unterstützen. Doch die äußeren Belastungen beispielsweise durch hohe Fallzahlen, Personalmangel, Zeitdruck, Bürokratie und zum Teil belastetes Klientel sind neben spezifischen Belastungen Herausforderungen, mit der sich viele Berufstätige konfrontiert sehen. Hier gilt es achtsam zu sein. Vor allem mit sich selbst. In diesem Kontext bot das Treffen, das in diesem Jahr den Titel trug: „„Ich pass‘ auf mich auf!“ – Ideen zur Selbstfürsorge“, einen wichtigen Impuls den eigenen Fokus wieder etwas mehr auf sich selbst zu richten.
Dr. med. Anne Stachowitz war von der psychosomatischen Klinik des Campus Bad Neustadt zu einem Impulsvortrag nach Wechterswinkel gekommen. Ihre Empfehlung an die Zuhörerinnen und Zuhörer: „Wie ich dir, so ich mir“. Denn das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse, Ressourcen, Grenzen und die eigene Verletzlichkeit macht Hilfe für andere überhaupt erst möglich, wusste sie aus langjähriger Berufserfahrung zu berichten. Selbstfürsorge bedeutet hier sich die Frage zu stellen, wie es einem selbst gerade geht und was man gegebenenfalls bräuchte um wieder in das eigene Gleichgewicht zu kommen. Helfen können beispielsweise Schlaf, Bewegung, auf die Ernährung zu achten, Entspannung oder sich mit der Familie oder Freunden zu treffen. Auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist eine Möglichkeit die eigenen Herausforderungen zu benennen und zu erkennen. Mit den Impulsen von Dr. Stachowitz ging es für die Anwesenden nach einer Kaffeepause in die Umsetzung. In Kleingruppen kamen sie in den Austausch über die Fragen: „Was stresst mich persönlich?“ und „Was hilft mir schon jetzt und was setze ich persönlich um?“
In den Kleingruppen wurde deutlich, dass es neben den schon im Vortrag angesprochenen Rahmenbedingungen wie Zeitdruck oder Fülle der Aufgaben vor allem auch die zwischenmenschlichen Themen wie schwierige Absprachen oder Umgang mit Erwartungshaltungen anderer sind, die den persönlichen Stress ausmachen. Das was jedem hilft, wieder Kraft zu sammeln, ist oft sehr unterschiedlich: während für manche Situationen Supervision und Klärung sinnvoll ist, hilft in anderen Momenten eher Abstand wie Spaziergehen oder Yoga. Die Fülle der Ideen zeigte, dass es sich für jeden aber lohnt auf die Suche nach individuellen „Tankstellen“ im Alltag zu gehen.
Über den Arbeitskreis Familiennetz Landkreis Rhön-Grabfeld:
Das Familiennetz ist ein Zusammenschluss verschiedener Institutionen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Der Arbeitskreis besteht aus Fachkräfte, die mit Kindern, Jugendlichen oder Eltern arbeiten und versucht im Sinne der Familien ihre Kompetenzen zu vernetzen und zu bündeln. Das Familiennetz besteht aktuell aus Vertretern folgender Einrichtungen: Erziehungsberatung, Allgemeiner Sozialer Beratungsdienst (beide Caritasverband Rhön-Grabfeld), Amt für Jugend und Familie, KoKi (Kontaktstelle frühe Kindheit), Schulamt, Kinderschutzbund, VHS Rhön und Grabfeld/Mehrgenerationenhaus, Ehe-Familien- und Lebensberatung (Diözese Würzburg), Integrationslotsin des Landkreises Rhön-Grabfeld, Ehe- und Familienseelsorge (Dekanat Rhön-Grabfeld), Kirchliche Sozialarbeit, Schuldnerberatung (Diakonie Rhön-Grabfeld) sowie Jugendsozialarbeit Irena Sendler-Schule.