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Vor 50 Jahren bildete sich erste Kreuzbund-Gruppe in Rhön-Grabfeld

Bad Neustadt (new)   „Wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir wollen abstinent bleiben“, nennt Bernhard Keßler das zentrale Anliegen der Kreuzbund-Gruppen, die es nun schon seit 50 Jahren unter dem Dach des Caritasverbands Rhön-Grabfeld gibt und die aus diesem Anlass ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

Dorthin möchte zunächst einmal wohl keiner, der den ersten Kontakt zu einer Kreuzbund-Gruppe aufnimmt. Denn in diesem Moment steht man noch am Anfang eines langen Kampfes und ist vor allem mit dem Prozess beschäftigt, die eigene Sucht zu bekämpfen. Zuschauer braucht man dann keine, aber Helfer.

Genau die reichen dem Betroffenen die Hand, wenn er den Kontakt zum Kreuzbund sucht und in der Selbsthilfegruppe Menschen findet, die ihn aus ihrer eigenen Erfahrung heraus verstehen und ihm Rückhalt geben können.

Bernhard Keßler beispielsweise kam vor elf Jahren zur Bad Neustädter Kreuzbund-Gruppe. Er war damals noch „nass“, wollte aber weg vom Alkohol. Er fand einen Arzt, der ihm eine ambulante Therapie anbot, dabei aber zur Voraussetzung machte, dass sich Keßler dem Kreuzbund anschließt. Es klappte, seither ist Keßler trocken. Alles, was ihn gefährden könnte, kann er jeden Donnerstag in seiner Gruppe „abladen“ und besprechen, die anderen hören zu, fühlen mit – und schweigen nach außen.

Schon seit 26 Jahren heißt Günter Schwarz jeden Neuen in der Runde willkommen und begleitet „die alten Kämpen“ als ehrenamtlicher Gruppenleiter (Stellvertreter Siegfried Gläser). Rund 40 Männer und Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten befinden sich hier in der kontinuierlichen Abwehr von Alkohol-, Medikamenten- oder Drogensucht, wollen im Gespräch verhindern, dass sich etwas „aufstapelt“. Und jeden Donnerstag gibt es Bedarf, sodass Schwarz scherzhaft meint: „Über Fußball mussten wir noch nie reden.“

Vier Kreuzbund-Gruppen gibt es aktuell im Landkreis, neben der erwähnten in Bad Neustadt noch zwei in Ostheim und eine in Bad Königshofen. Im Laufe der fünf Jahrzehnte lag die Zahl auch schon höher, verändert hat sich ebenso das Verhalten der Angehörigen. Während sie früher intensiver teilnahmen, kommen sie heute häufig nur noch in der Anfangsphase, um sich zu informieren. Zugenommen hat der Anteil an Frauen, die offensiv mit ihrer Sucht umgehen, bei den jüngeren Gruppen-Mitgliedern überwiegt die Drogen-Problematik.

In engem Kontakt und regelmäßigem Austausch steht der Kreuzbund mit der Psychosozialen Beratungsstelle für Alkohol-, Medikamenten- und Drogenprobleme, der Suchtberatung des Caritasverbands. Deren Leiterin Susanne Till zollt der Kreuzbund-Arbeit die höchste Anerkennung: „Jeder, der seine Sucht besiegt, hat etwas Großes geleistet.“ Ihr Vorgänger und jetziger Mitarbeiter Dieter Schwenkert weiß, wie das gelingen kann: durch das Bewusstsein „Ich bin der Boss“, ich habe es in der Hand, der Sucht keine Chance zu geben.

Vor 50 Jahren war es Annemarie Saacke, die damalige Caritas-Geschäftsführerin, die zum ersten Kreuzbund-Treffen einlud. Es fand statt am 14. März 1969, fünf Jahrzehnte später wurde dieses Datums mit einer Torte gedacht. Eine offizielle Feier ist für den September vorgesehen, sie wird verbunden mit dem Jubiläum 40 Jahre Beratungsstelle.

©Karin Nerche-Wolf

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