Die Vorsitzende Helga Müller gab einen Rückblick auf die 90jährige Geschichte. Gegründet wurde der Verein mit dem Ziel eine ambulante Krankenpflege anzubieten, eine Kinderbewahranstalt zu betreiben und Handarbeitsunterricht zu erteilen, alles natürlich auf Basis des christlichen Menschenbildes. Erlöserschwestern waren über Jahrzehnte in Oberelsbach tätig. Doch 1968 wurden sie abgezogen und die Kinderbetreuung aufgegeben, später übernahm die Gemeinde die Verantwortung für den Nachwuchs, was auch heute noch der Fall ist. Allerdings wurde der caritative Grundgedanke im Verein fortgeführt und es kam 1978 zum Anschluss an die Sozialstation in Reyersbach. Die Unterstützung von Kranken, Alten und Gebrechlichen wurde zum Mittelpunkt der Vereinstätigkeiten.
Als Vorsitzende fungierten in den ersten Jahrzehnten, die jeweiligen Ortsgeistlichen. Erst 1978 kam er erste weltliche Vorsitzende an die Spitze des Vereins, es war Dr. Gerhard Kuhlmann, ihm folgte von 1982 bis 1988 Theo Stäblein. Seither leitet Helga Müller die Geschicke des Vereins, sie wird allenthalben als Glücksfall für den Johannes-Zweigverein bezeichnet, denn sie ist voller Engagement und Liebe für die Sache und Mitmenschen tätig. Von 190 Mitgliedern wuchs der Verein unter ihrem Engagement auf rund 500 Mitglieder an. Viele Anschaffungen wurden im Laufe der Jahre getätigt, um immer auf dem Stand der neuesten pflegerischen Hilfsmittel und Gerätschaften zu sein.
Domkapitular Clemens Bieber würdigte das Engagement von Helga Müller sowie des gesamten Vereins, der Dienst am Nächsten seit 90 Jahren aktiv praktiziere und nicht nach Verantwortlichen und Verantwortlichkeiten bei Staat rufe. Der Staat könne natürlich gute Rahmenbedingungen schaffen, doch letztlich komme es auf ein gutes Miteinander und menschliches Zusammenleben an. Dafür stehe der St. Johannes-Zweigverein seit 90 Jahren und hoffentlich auch für sehr lange Zeit mit seiner Bereitschaft zur Solidarität und zum Dienst am Nachbarn und der Gemeinschaft. Bieber bat die Verantwortlichen in Oberelsbach diesen Geist der Solidarität auch an die nächste Generation weiter zu geben. Einen Verein wie den St. Johannes-Zweigverein Oberelsbach geben es sonst in keiner anderen Gemeinde.
Landrat Thomas Habermann überbrachte zum Jubiläum seine Anerkennung und Wertschätzung für die ehrenamtliche Leistung des Vereins, der im Sinne der Nächstenliebe mit offenem Herzen für die Mitmenschen persönliche Unterstützung leiste, wenn sie am nötigsten sei. Vorbildlich und unverzichtbar sei der Verein. Er erinnerte aber auch an die Erlöserschwestern, die ihre Dienst für Gottes Lohn verrichteten.
„Ich bin dankbar über so viel soziales Engagement und Einsatz für den Nächsten“, überbrachte Bürgermeisterin Birgit Erb ihre Glückwünsche. Gerade in einer Gesellschaft, wo Vereinzelung, Einsamkeit und Ellbogen-Denken immer mehr zunehmen, sei dieser Verein und sein soziales Wirken eine Wohltat. Trotz seiner 90 Jahre sei der St. Johannes-Zweigverein sehr modern und hochaktuelle: Das Thema Daseinsfürsorge treibe grade ländliche Kommunen um, und das bürgerschaftliche Konzept zur Hilfe der Selbsthilfe könne auch andernorts Schule machen. Sie motivierte alle Oberelsbacher diesem Verein beizutreten, bei 5 Euro jährlichem Beitrag biete der Verein eine Gegenleistung, die mit Geld gar nicht aufzuwiegen sei. Das Angebot des Vereins gelte auch für junge Menschen, die etwas durch einen Unfall oder ähnliches in Verlegenheit kommen und Hilfe benötigen.
Schließlich überbrachte auch die Kreisgeschäftsführerin des Caritasverbandes Angelika Ochs ihre Glückwünsche und eine Kerze mit Caritassymbol, die den Verein in Zukunft begleiten möge. Auch sie hob die Einzigartigkeit und Bedeutung des St. Johannes-Zweigvereins Oberelsbach hervor und verwies auf die großartige Verlässlichkeit und das soziale Miteinander. Der Verein verwirkliche die Maxime der Caritas: Not sehen und handeln.
©Marion Eckert