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Wie Grundschüler in Rhön-Grabfeld durch die Pandemie kommen

Nele Domes ist Ergotherapeutin, Heilpraktikerin und arbeitet schon seit Jahren für die Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld. In diesem Rahmen unterstützt sie einmal wöchentlich Kinder an der Karl-Ludwig-von-Guttenberg-Grundschule in Bad Neustadt und der Grundschule Brendlorenzen. Sie fördert ausgewählte Schüler*innen, die drohen den Anschluss zu verlieren, in den Bereich Sprache, Konzentration, Arbeitshaltung, Motorik und sozialem Lernen. Die Kinder kennen Frau Domes gut und freuen sich auf die Stunden, denn hier geht es spielerisch zu und in der Kleingruppe erfährt jede*r Einzelne eine größere Aufmerksamkeit. Einmal wöchentlich gab es diese Förderung - bis Corona kam: die Schulschließung und allgemeinen Kontaktbeschränkungen machten auch diese Stunden unmöglich.

BPS 02Seit einigen Wochen kann Domes wieder an ihre Schulen, natürlich mit Abstand und Maske, sowie im teilweise im Einzelsetting, aber die Förderung ist zumindest wieder angelaufen. „Der Redebedarf von Kindern ist enorm“, so Domes. Kinder reden sich hier so manche Belastung von der Seele, bevor überhaupt mit Übungen begonnen werden kann. „Ein Mädchen“, so die Ergotherapeutin „brach in Tränen aus, als es berichtete, dass sie so viele Aufgaben im Home Schooling machen musste und dies gar nicht geschafft habe, weil der kleine Bruder sie immer wieder abgelenkt habe.“ Diese Problematik ist im Landkreis Rhön-Grabfeld sicherlich kein Einzelfall. Neben den besonderen Belastungen im Distanzlernen beobachtet die Fachkraft manchmal auch, wie sich Kinder verändert haben: so scheinen einige deutlich an Gewicht zugelegt zu haben und wirken viel phlegmatischer als vorher.

Die Kinder, die sich schon vor der Pandemie, mit manchen schulischen Inhalten schwergetan haben, zeigen nun noch größere Lücken vor allem im Lesen und Schreiben. Zweitklässler mussten beispielsweise Buchstaben in der Schreibschrift zu Hause üben, was manchmal zu einer fehlerhaften Stifthaltung führte. Kinder mit Migrationshintergrund falle es viel schwerer, sich in Deutsch auszudrücken und zu verständigen – das ist nicht verwunderlich, da zu Hause oft das nötige Übungsfeld fehlt.

Die Lehrkräfte müssen nun einen Spagat leisten: auf der einen Seite die entstandenen Defizite mit den Schülern aufarbeiten und auf der anderen Seite die Kinder aber nicht durch ein zu hohes Tempo oder Anforderungen frustrieren. Die Sorge, wie dies gelingen kann und welche Unterstützung in Zukunft notwendig sein wird, treibt Domes um.

Ähnlich sehen es die Organisatoren der Bildungspartnerschaft: Dieses Projekt kann hier einen kleinen Beitrag leisten und neben wichtigen Übungseinheiten vor allem auch wieder persönliche Zuwendung bieten. Denn Lernen, so Markus Till, Ansprechpartner der Bildungspartnerschaft beim Caritasverband, ist vor allem im Grundschulalter ein personaler Prozess, bei dem die Beziehung und Wertschätzung eine besondere Rolle spielt. Es wird, so der Leiter der Erziehungsberatung, aber deutlich mehr Anstrengungen als die wenigen Förderstunden brauchen, um diese Herausforderungen zu schultern.

Die Bildungspartnerschaft finanziert ausschließlich aus Spenden seine Angebote und ist einmalig im unterfränkischen Raum. An insgesamt neun Grundschulen findet in Rhön-Grabfeld eine solche Förderung statt. Fachkräfte aus den Bereichen Pädagogik, Logopädie oder Ergotherapie übernehmen die inhaltliche Arbeit. In enger Kooperation mit den beteiligten Schulen findet die Auswahl der Kinder, die die Förderstunden besuchen statt. Im Organisationsteam kümmern sich neben Till Bernhard Roth, Barbara Streit, Gudrun Hellmuth, Klaus Jörg und Stephan Ullmer-Kadierka um Spendenakquise und Organisation. Gerne können auch sie diese Angebote unterstützen. Informationen finden sie unter www.bildungspartnerschaft-rhoen-grabfeld.de.

Markus Till

Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung

Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld

 

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