Gespannte Blicke waren auf Johannes Krebs am Findelberg gerichtet. Er zeigte den Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein leeres Blatt Papier, ein Symbol für seine Arbeit. Dann begann er, das Papier zu falten. Heraus kam ein Kranich. "Der Kranich ist der Vogel des Glücks, er ist der Inbegriff der Glücksmomente", sagte er. Vergleichbar mit der Arbeit der Caritas, die auch Glücksbringer und Lichtblicke für die Menschen sei, die sie betreuen.
Die Predigt zu diesem Thema von Diakon Thomas Volkmuth (Wargolshausen) ging vielen unter die Haut.
Er erzählte von seinem Sohn Emanuel, der vor einigen Wochen an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben ist. Ein Hobby von ihm sei gewesen, Kraniche in verschiedenen Ausführungen und Größen zu falten und zu verschenken. Er bereitete damit anderen Menschen Freude und kam gleichzeitig mit ihnen in Kontakt. Einmal an Weihnachten habe Emanuel für seine Familie Kraniche als Geschenk gebastelt. "Sie waren so klein, nicht größer als ein Fingernagel." Da sei es dann vorgekommen, dass man hörte, wie er in seinem Zimmer oftmals beinahe verzweifelte, wenn etwas nicht gleich so klappte, wie er es sich vorgestellt hatte.
Anderen mit Kleinigkeiten eine Freude bereiten
Nach Emanuels tragischem Tod kamen seine Freude zur Familie Volkmuth und erzählten von Emanuel und den gefalteten Kranichen. Mitgebracht hatten sie ein großes Gefäß, in dem unzählige, gefaltete Kraniche lagen. "Das hat uns allen Trost und Kraft gegeben." Ein anderes Mal sei ein junger Mann gekommen, der von Emanuel in seinem Zimmer Abschied nehmen wollte. Auf die Bitte von Thomas Volkmuth, sich ein Erinnerungsstück an Emanuel mitzunehmen, griff er nach einem Kranich. "Da habe ich gespürt, was wirklich wichtig ist im Leben: Die Freunde und Freundinnen hatten es ihm gezeigt, nämlich, anderen mit Kleinigkeiten Freude zu bereiten." Dafür stehe der Kranich als Symbol.
Jeder, der für andere Menschen da sei, so auch in der Caritas, würden, bildlich gesehen, Kraniche verschenken und das auf unterschiedliche Art und Weise. "Ihr verschenkt Zeit, ihr verschenkt Freude, ihr helft anderen." Das sei nicht immer leicht und so würden auch Ehrenamtliche an ihre Grenzen kommen und doch gehe es immer wieder weiter. Jeder könne sicher sein, dass die Arbeit, die sie leisten, bleibt und gewürdigt wird. So wie die Kraniche bleiben, wenn sie vom Meer kommen, bleibe auch die ehrenamtliche Hilfe, die Freude, die Zeit, die jeder verschenkt. Mit dem Gottesdienst wolle man für dieses Engagement danken, dafür, dass jeder sich für den anderen einsetzt, freiwillig, ohne Bezahlung. So würden sie an Gottes Reich weiter bauen.
"Danke, dass sie da sind und tun, was sie tun"
Caritas Kreisgeschäftsführerin Angelika Ochs dankte am Ende der Wortgottesfeier für die beeindruckende Predigt. "Ohne ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Mitmenschlichkeit würde unserer Kirche und der Caritas eine ganze Menge fehlen." Caritas sei Nächstenliebe für viele Menschen, die in Not sind und am Rande eines Abgrunds stehen. Gerade in Coronazeiten sei dies mehr als deutlich geworden. "Danke, dass sie da sind und tun, was sie tun." Als Erinnerung gab es einen gefalteten Kranich und eine Zuversichtskarte, gestaltet von Peter Schott. "Auch sie brauchen Lichtblicke und Zuversicht, um weiter für die Mitmenschen da sein zu können", sagte Ochs.
Text/Foto: Hanns Friedrich