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Ehrenamtliche Kümmerer des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld werden ausgezeichnet

„Das machen wir gemeinsam!“

Gut 250 Gäste aus Caritas und Kirche, Gesellschaft und Politik folgten der Einladung des Diözesan-Caritasverbandes Würzburg zum diesjährigen Vinzenztag nach Schweinfurt. Und auch eine Gruppe aus Rhön-Grabfeld, die Ehrenamtlichen Kümmerer des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld waren eingeladen, um den Vinzenzpreis entgegen zu nehmen. Erstmals wurde der Vinzenztag in diesem Jahr in Schweinfurt begangen. Nach Abschluss der Umbau- und Sanierungsarbeiten bot das neue St. Anton eine besondere Gelegenheit, um auf die Verzahnung von Caritas und Pastoral hinzuweisen. Gottes- und Nächstenliebe gehören in christlicher Perspektive untrennbar zusammen und finden sich im neuen St. Anton unter einem Dach vereint. So kann das neue St. Anton weit über Schweinfurt hinaus zu einem Leuchtturm werden, der suchenden Menschen, aber auch einer suchenden Kirche Orientierung und Wegweisung bietet. Auch die Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbandes 2022 – „Das machen wir gemeinsam!“ – passt in besonderer Weise auf diesen Ort und sein Programm. 

Das gemeinsame Tun könne nur gelingen, wenn Kirche und Caritas Hand in Hand und gut vernetzt für die Menschen unterwegs seien. Das neue St. Anton sei ein herausragendes Beispiel dafür. So Bischof Dr. Franz Jung in seiner Predigt. „Ich setze auf eine caritative Pastoral und eine pastorale Caritas“, und er schloss seine Predigt: „Ich wünsche mir, dass wir im gemeinsamen Tun nicht erlahmen. Denn die Armen liegen bis zum heutigen Tag vor unserer Haustür. Wohl denen, die Not sehen und handeln!“

Vinzenzpreise 2022

Was auf dem großen Kirchplatz geplant war, musste witterungsbedingt in die Kirche verlegt werden. So begrüßte Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg zur Vergabe des Vinzenzpreises. Doch zuvor dankte Bieber Bischof Franz Jung für die gehaltvolle Auslegung des Sonntagsevangeliums vom reichen Prasser und armen Lazarus. „Als Caritas ist es unsere Aufgabe, Brücken zu bauen zwischen den Generationen und allen Schichten“, so Bieber. Die von der Jury ausgewählten Projekte zeigten dies ebenfalls. „Die Entscheidung war nicht leicht. Es gibt keinen ersten, zweiten und dritten Preis. Alle Preise sind in diesem Jahr gleichberechtigt und erhalten 2.000 Euro.“

Bahnhofsmission Schweinfurt

Eigens aus München war Hedwig Gappa-Langer, zuständig im Caritas-Fachverband IN VIA für die Bahnhofsmissionen im Freistaat Bayern angereist und würdigte die Vergabe des Vinzenzpreises an die Bahnhofsmission Schweinfurt. „Seit gut 100 Jahren arbeitet die Bahnhofsmission ökumenisch und erkennt immer wieder die Zeichen der Zeit.“ Nur im guten Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamtlichen sei das Engagement für die Menschen möglich. „Menschen finden in der Bahnhofsmission immer ein offenes Ohr und erste Hilfe. Sie ist und bleibt ein wichtiges niederschwelliges Angebot.“ Mit viel Applaus übergab Bischof Franz Jung Urkunde und symbolischen Scheck an Martina Fallmann, Geschäftsführerin des Fachverbandes IN VIA Würzburg, und die Gruppe der Ehrenamtlichen.

Ehrenamtliche Kümmerer des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld

Mit dem Überfall auf die Ukraine sei in der Region Rhön-Grabfeld ein hilfreiches Netzwerk für Geflüchtete entstanden, in dem sich vor allem Ehrenamtliche mit vielen Ideen und Herzblut bis heute einbrächten, sagte Laudatorin Eva Böhm, stellvertretende Landrätin im Landkreis Rhön-Grabfeld. „Die Caritas in Rhön-Grabfeld hat sich wieder als gutes Scharnier der vielen Akteure erwiesen.“ Caritas, Kirchengemeinden, Kommunen und der Landkreis hätten gemeinsam viel Gutes für die Frauen und ihre Kinder bewirken können, die aus der Ukraine flüchten mussten. Von der Aufnahme, über die Erstausstattung mit Kleidung und Lebensmitteln, bis hin zur Begleitung zu Ämtern und Behörden; alles das wäre ohne Ehrenamtliche nicht dankbar gewesen. „Ihr seid ganz einfach toll“, lobte Böhm die Caritas und das große solidarische Netzwerk der Hilfen.

Nach der Übergabe der Urkunde und des Schecks durch den Würzburger Bischof dankte Caritas-Geschäftsführerin Angelika Ochs für die Auszeichnung. Sie gelte in erster Linie den über einhundert Ehrenamtlichen aus allen Bereichen der Gesellschaft und der großartigen Kooperation mit Dekan Dr. Andreas Krefft. „Mir wird diese besondere Zeit, in der wir alle über unseren Grenzen hinaus angepackt haben, immer in Erinnerung bleiben“, so Ochs.

Ehrenamtlicher Vorstand der Kita St. Barbara, Sigmar Stumpf

Ein Preis ging schließlich nach Würzburg an den ehrenamtlichen Vorstand der Kita St. Barbara. In seiner Laudatio würdigte Fachreferent Michael Deckert vom Diözesan-Caritasverband insbesondere das lange und segensreiche Wirken von Sigmar Stumpf.  

 Für die musikalische Rahmung sorgte erneut die Band Rock the Nations, die 2021 als vorbildliches Integrationsprojekt mit einem Vinzenzpreis bedacht worden war.

„Es ist höchste Zeit, sich zu stärken“, lud Domkapitular Clemens Bieber zu einem Imbiss an verschiedenen Orten im neuen St. Anton ein.

Geselliges Beisammensein

Am Nachmittag nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, das neue St. Anton mit Führungen durchs Haus kennenzulernen. Viele zeigten sich begeistert von der modernen Architektur und vom zukunftsweisenden Konzept, das pastorale und caritative Angebote unter einem Dach zusammenfasst.

Als sehr gelungen lobten Gäste aus Nah und Fern den festlichen Tag. Auch wenn das Wetter schlecht gewesen sei, habe dies der guten Atmosphäre keinen Abbruch getan. Das neue St. Anton sei seiner Aufgabe, Leuchtturm für Kirche und Caritas zu sein, im hohen Maße gerecht geworden.

Sebastian Schoknecht

Siehe auch https://www.caritas-wuerzburg.de/aktuelles/nachrichten/detail/ansicht/das-machen-wir-gemeinsam-2/

 

Hintergründe zum Vinzenzpreis -

Der französische Priester und Ordensgründer Vinzenz von Paul (1581 - 1660) gilt mit seinem wegweisenden Engagement für ausgegrenzte Menschen seiner Zeit als Begründer der modernen Caritas. Er ist Patron des Diözesan-Caritasverbandes Würzburg und damit auch Namensgeber für dessen alljährlichen Sozialpreis. 

Seit 2006 wird der Vinzenzpreis an Projekte und Initiativen, an Gruppen und Einzelpersonen verliehen, deren ehrenamtliches Engagement als beispielhaft anzusehen und zu würdigen ist. Innovationskraft, Nachhaltigkeit und Vernetzung im Sozialraum sind nur einige Kriterien, die ein Projekt oder eine Initiative vorweisen muss, um die Anwartschaft auf diesen Preis zu erwerben. Entscheidend ist das hilfreiche Wirken für Menschen in prekären Lebenslagen. 

Inhaltlich lehnt sich die Ausschreibung zum Vinzenzpreis an die jeweilige Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbandes an. Die Auswahl wird durch eine Jury bzw. durch ein Gremium im Diözesan-Caritasverband getroffen. Übergeben wird der Preis im Rahmen des jährlich stattfindenden Vinzenztages im September. Fand dieser in den ersten Jahren ausschließlich in Würzburg statt, wandert er seit 2012 durch die Diözese. 

Vinzenzpreise 2022

Ausgezeichnet wurden drei Projekte aus unterschiedlichen Bereichen sozial-caritativen Engagements in der Diözese Würzburg.

Ehrenamtliche Kümmerer des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld

„Die Kümmerer – Damit Ankommen gelingt“. Ohne Übertreibung steht der Caritasverband Rhön-Grabfeld seit vielen Jahren für ein hohes Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft, wenn sich neue Herausforderungen im Lebensraum der Menschen auftun. Als sich mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine eine erneute Fluchtwelle abzuzeichnen begann, wurden im Landkreis Rhön-Grabfeld erste Weichen gestellt, um insbesondere Frauen und ihre Kinder aufnehmen zu können. Die Caritas fungierte als Vernetzerin der vielen Akteure und Institutionen. Kirchengemeinden, Kommunen, der Landkreis, Unternehmen und Vereine, BRK und Malteser brachten sich mit ihren Möglichkeiten beruflich und ehrenamtlich ein, um Geflüchtete aufzunehmen und über Monate hinweg zu versorgen, zu begleiten und zu unterstützen. Der Kleidermarkt der Caritas und das Caritashaus selbst wurden zu Orten der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, Sprachkurse, religiöse und kulturelle Angebote kamen später hinzu. Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Fülle der hilfreichen Angebote nicht denkbar. Die Kümmerer begleiten zu Ärzten, Ämtern und Behörden und halfen den Frauen und ihren Kindern beim Ankommen in einer für sie fremden Welt. -

Bahnhofsmission Schweinfurt. Mit dem Vinzenzpreis 2022 erhält die Bahnhofsmission Schweinfurt in diesem Jahr die zweite bedeutende Auszeichnung. Bereits im Juli entschieden sich Publikum und Fachjury, den Ehrenamtspreis der Bayerischen Versicherungskammer-Stiftung nach Schweinfurt zu vergeben. Nun folgt der Vinzenzpreis der unterfränkischen Caritas. Bahnhofsmissionen und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten mehr als die traditionelle Hilfe am Bahnsteig. Bahnhofsmissionen sind Knotenpunkte im Sozialraum. Sie versorgen, begleiten und vernetzen Menschen. Sie sind erste Anlaufstelle und bei Bedarf Wegweiser zu spezialisierten Beratungsstellen und Behörden. Dabei zeigt die ökumenische Bahnhofsmission in Schweinfurt mit immer neuen Ideen und Angeboten, etwa dem Männerfrühstück und Stadtteilcafé, was es konkret heißt, auf Menschen zuzugehen, um sie miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Arbeit der Bahnhofsmissionen nimmt an Bedeutung weiterhin zu. Sie ist ohne ehrenamtliches Engagement undenkbar und bleibt angewiesen auf die finanzielle Unterstützung durch Spenderinnen und Spender, Kirche, Stadt und Landkreis.

Ehrenamtlicher Vorstand der Kita St. Barbara, Sigmar Stumpf.  

Gut 500 katholische Kindertagesstätten gibt es in Unterfranken. Vielerorts werden sie durch ehrenamtliche Vorstände verantwortet. Die Caritas unterstützt im Sinne der Subsidiarität dieses Modell, denn es zeigt, dass Menschen vor Ort Verantwortung für ihre Kita und das Wohl der Familien in Stadt und Land übernehmen wollen. Exemplarisch für dieses ehrenamtliche Engagement steht der Vorstand des Würzburger Kindergartens St. Barbara. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Einrichtung zeitgemäß und bedarfsgerecht weiterentwickelt und dies trotz wachsender Herausforderungen durch Bürokratisierung und Fachkräftemangel. Welche Rolle das ehrenamtliche Engagement spielt, zeigt sich am segensreichen Wirken des langjährigen Vorstands Sigmar Stumpf. Über 27 Jahre hinweg stand er in der Verantwortung für die Kita St. Barbara.

Sebastian Schoknecht

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