header

Bad Neustadt (hf). Beim Erzählcafe im Caritashaus Edith Stein in Bad Neustadt hatte Moderator Wolfgang Kitscha mit dem Würzburger Bischof Franz Jung einen erzählfreudigen Gast. Die Zuhörer erfuhren mehr über sein Elternhaus, seine Kinder- und Jugendzeit und auch die Hobbys.

caritas erzählcafe bischof 250223 12So outete sich Franz Jung als Hobbymaler und, dass er zu Hause viele Zeichnungen von den verschiedenen Urlaubsregionen hat. „Wenn andere viele Bilder zeigen, die sie fotografiert haben, zeige ich meine Zeichnungen der jeweiligen Region.“  Den Grundstein dafür dürfte sein Vater gelegt haben, der als Grafiker, später dann im Schuldienst Kunsterzieher war. Zu seinen Bildern sagte der Bischof, dass er über seine Zeichnungen einen intensiveren Zugang zum jeweiligen Motiv habe, als, wenn man nur an der Kamera den Auslöser drückt.

So ist es kein Wunder, dass der Würzburger Oberhirte sogar seine Motive für seine Weihnachtskarten selbst entwirft und zeichnet. Eingangs hatte Wolfgang Kitscha an drei Jubiläen erinnert: Das 30. Erzählcafe in Bad Neustadt, er selbst als 15 Jahre Moderator und schließlich sei Bischof Franz Jung fünf Jahre im Bistum Würzburg. Bei einem Empfang habe er damals den neuen Bischof zum Erzählcafe eingeladen und diese Zusage habe Franz Jung nun erfüllt. „Wir wollen sie ganz persönlich kennen lernen, aber auch ein paar aktuelle Fragen beantwortet haben,“ sagt Kitscha und erfuhr, dass Franz Jung am 4. Juni 1966 in einem katholischen Krankenhaus in Mannheim geboren und dort auch getauft wurde. Franz Jung sprach von einer glücklichen Kindheit, erwähnte seine drei Geschwister und, dass er natürlich kirchlich engagiert war, sowohl als Messdiener bis zur Jugendarbeit. Ein behütetes Zuhause habe er gehabt und noch auf der Straße gespielt. Sein Lieblingsgericht, das nur seine Mutter gut kochen kann, sind panierte Schnitzel, Fleischküchle und Käsekuchen.

caritas erzählcafe bischof 250223 27Er sei ein guter Schüler gewesen, bis auf Sport. Geschichte war sein Leistungsfach und ist bis heute sein großes Hobby. Die Kinder der Familie Jung waren nie im Kindergarten, sondern wurden zu Hause erzogen. „Kein Wunder meine Mutter war ja Lehrerin,“ lachte der Bischof. Sein Lieblingsland ist übrigens Frankreich. Nach dem Abitur war er sich unschlüssig ober Pharmazie oder Geschichte studieren sollte. Sein Heimatpfarrer habe ihn dann gefragt, ob nicht der Priesterberuf etwas für ihn wäre. „Ich habe damals gesagt, dass ich diesen Gedanken auch schon hatte und so bin ich Priester geworden.“ Als etwas Besonders nannte Franz Jung das Studienjahr in Rom aber auch Rom selbst. Hier sei die Weltkirche zu spüren. Vor Würzburg war er zuletzt Generalvikar in Speyer unter Bischof Schlembach. „Er war ein strenger Herr und hat mir unter anderem die Leitung des Gemeindeteams übertragen. Damals habe er die Reform der Pfarreien im Bistum Speyer vorbereitet. Als die Ernennung zum Bischof von Würzburg kam, sei sein Leben „auf den Kopf gestellt worden.“ Allerdings fühle er sich in Franken sehr wohl.

Die Frage von Wolfgang Kitscha nach einer neuen Aufgabe als Erzbischof von Bamberg ließ Bischof Jung weitgehend unbeantwortet. „Es ist wohl ein Gerücht.“  Die Antwort der Gäste dazu: Herr Bischof bleiben sie bei uns. Der Würzburger Oberhirte berichtete von den Herausforderungen, die er täglich zu bewältigen habe und davon, dass er auch sehr oft kritische Mails oder Briefe erhalte. So unter anderem beim Thema Flüchtlinge, aber auch beim Missbrauchs Skandal der katholischen Kirche. Wichtig sei es hier beide Seiten zu hören. Das Problem der heutigen Gesellschaft sei, dass man nicht mehr zuhört, deshalb seien Gespräche bei den verschiedensten Themen sehr schwer zu führen. Dies sei vor allem beim Thema „Missbrauch“ immer wieder spürbar. In Würzburg wurde inzwischen  ein „Kreis der Betroffenen“ eingerichtet. Ihn selbst belaste das Thema und bei Gesprächen sei Fingerspitzengefühl gefragt.  „Ich bin gerne Bischof und weiß, dass man es nicht jedem recht machen kann.“

Die neuen Pastoralen Räume und der Priestermangel wurden angesprochen. Ein Gast schlug dem Bischof vor, doch Diakone zu Priestern zu weihen. Bischof Jung: „Dazu muss man wissen, dass, wenn sich jemand für das Amt des Diakons entschieden hat, er nicht den Priesterberuf anstrebt.“ Auf die Frage zum Zölibat und ob man mit der Aufhebung nicht mehr Priester bekäme sagte Franz Jung, dass eine Aufhebung keinesfalls vollere Kirchen mit sich bringen würde. Zur Frage nach „Frauen im Priesteramt“ meinte der Würzburger Bischof, dass auch Frauen Christus repräsentieren können, allerdings gebe es hierzu die Entscheidung des Papstes. Zu den Pastoralen Räumen meinte Franz Jung, dass man erkenne müsse, dass nichts mehr so ist wie früher. „Die Volkskirche gibt es nicht mehr“. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass es ihm ein Herzensanliegen war, keine Pfarrei aufzulösen, weil die Menschen sich hier mit ihrer Kirche identifizieren. „Wir müssen heute weiterdenken und als Kirche überlegen, wohin wir wollen. Was den Menschen fehlt, sei ihr Gottesglaube.

Der Nachmittag wurde kurz durch eine Gesangspause mit dem bekannten Kreuzberglied unterbrochen und traditionell überreichte Wolfgang Kitscha Bischof Franz Jung als Erinnerung die Erzählcafe-Tasse. „Großer Gott, wir loben dich,“ schallte es dann aus dem Gewölbekeller des Kreiscaritasverbandes Bad Neustadt, wo sich Bischof Jung mit dem Segen nach gut zwei Stunden verabschiedete.

 caritas erzählcafe bischof handy 250223 1

 

 

 

 

 

 

 

Text und Fotos: Hanns Friedrich

­