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Erziehung ist eine tägliche Herausforderung. Es werden immer weniger Kinder geboren, gleichzeitig fühlen sich viele Eltern in der Erziehung jedoch verunsichert und fragen sich immer stärker: Was ist eine richtige, eine gute Erziehung?

Zwei regionale Träger der Jugendhilfe, der Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. und das Netzwerk für soziale Dienste e.V. gründeten 2011 das Bad Neustädter Erziehungsmodell NesP@d, um Eltern eine adäquate und praxistaugliche Unterstützung in der Erziehung ihrer Kinder anzubieten. Seit 2015 unterstützt der Kinderschutzbund des Landkreises Rhön Grabfeld das Projekt.

Das Konzept bietet keine Gebrauchsanweisung. Vielmehr sollen Mütter und Väter befähigt werden, auf Probleme flexibel zu reagieren. Sie lernen, die eigenen Erziehungshaltungen und ihre Ursachen zu reflektieren und sinnvoll mit frustrierenden Erfahrungen umzugehen. Darüber hinaus sollen Eltern Anregungen für einen gelingenden Erziehungsalltag erhalten. Hier möchte das Elterntraining NesP@d ansetzen.

 

Zielgruppe

NesP@d versteht sich als präventives Angebot an alle Eltern mit Kindergarten- und Grundschulkindern. Das Training kann sowohl von einem Elternteil als auch von einem Elternpaar, aber auch von Großeltern, die heute immer häufiger in den Erziehungsalltag ihrer Enkel eingebunden sind, besucht werden. Die  Trainings werden am Abend oder am Vormittag angeboten, damit Alleinerziehende auch die Möglichkeit erhalten, daran teilzunehmen.

 

Ziele

NesP@d legt großen Wert auf die Stärkung von elterlichem Selbstvertrauen in die Erziehungsrolle. Dadurch können die Eltern ihre Beziehungs- und Erziehungskompetenzen verbessern und erweitern. NesP@d erkennt die Persönlichkeit und das Temperament der einzelnen Kinder an.
Das Training zielt immer auf Veränderungen der Verhaltensebene. Hier geht es vor allem um die Frage, wie Eltern kompetent und effektiv auf unerwünschtes Verhalten ihrer Kinder reagieren können.
NesP@d arbeitet mit lösungs- und ressourcenorientierten Ansätzen. Wichtig ist das individuelle Herausarbeiten von Stärken der einzelnen Familienmitglieder. In Form von Hausaufgaben können die Eltern für sie neue, aber bewährte Erziehungspraktiken im Alltag ausprobieren mit der Möglichkeit, ein auf ihre Situation zugeschnittenes Trainerfeedback zu erhalten.


Organisation

NesP@d umfasst 4 Elterneinheiten, die in einem zweiwöchigen Rhythmus stattfinden. Jede Einheit umfasst zwei Stunden. Die einzelnen Trainings finden dezentralisiert in den Gemeinden statt. Hier werden Räumlichkeiten von Schulen, Kindergärten und Gemeinden genutzt. NesP@d soll im gewohnten Lebensumfeld der Eltern stattfinden.
Das Elterntraining wird von einem geschulten Trainertandem mit pädagogischer Grundausbildung durchgeführt. Insgesamt sind die Trainer so ausgebildet, dass sie auf die individuellen Problemlagen und Bedürfnisse der Teilnehmer flexibel reagieren können. Der Einsatz eines Trainertandems bei der Durchführung der Kurse erhöht unseren Anspruch, das Elterntraining den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer anzupassen und eine möglichst aktive, diskursive Arbeitsatmosphäre zu gestalten.

Den Großteil der Kosten für das Training übernehmen  die teilnehmenden Städte und Gemeinden. Eine finanzielle Unterstützung für jeden Kurs leistet der Kinderschutzbund des Landkreises Rhön Grabfeld. Die Eltern bezahlen einen geringen Teilnehmerbetrag, der bei Bedarf auch vom Kinderschutzbund übernommen wird.

 

Methoden

Die Wissenschaftliche Grundlage des Elterntrainings ist der Autoritative Erziehungsstil der Autoren Schneewind und Böhmert. Dieser Stil wird auch „Freiheit in Grenzen“ genannt. Den Kindern werden hierbei auf liebevolle Art und Weise klare Grenzen gesetzt. Dem autoritativen Erziehungsstil wird in der wissenschaftlichen Literatur und in empirischen Untersuchungen eine hohe Effektivität und Validität bestätigt.

Insgesamt stehen verschiedene Materialien, vor allem DVD Sequenzen mit typischen Alltagssituationen und Problemen, die speziell auf die unterschiedlichen Altersstufen der Kinder abgestimmt sind, zur Verfügung (Vorschulbereich, Grundschulbereich). Die positiven Folgen eines Elterntrainings belegen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen.

 

 

 

Inhalte

 

Gründung einer Projektgruppe

Die Projektgruppe besteht aus Vertretern der Institutionen (Schulen, Kindergärten, Bürgermeister) und Mitarbeitern von NesP@d. Ziel ist es, das Kooperationsprojekt von Beginn an mit allen beteiligten Akteuren in „einem Boot“ zu starten. Die Projektgruppe trifft sich ca. zwei Mal, um NesP@d in die Praxis umzusetzen und am Ende gemeinsam zu reflektieren.

 

Infoabend

NesP@d startet immer mit einem Informationsabend mit dem Thema: Erziehen!!! Aber wie ???

Hierzu werden alle Eltern des Einzugsgebietes, in dem NesP@d durchgeführt werden soll mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter eingeladen. Der Infoabend wird von der Projektgruppe geplant und durchgeführt. Dieses Vorgehen gewährleistet ein hohes Maß an Zusammenarbeit und die Schaffung von Synergieeffekten. Für die Eltern ist es sehr wichtig, dass alle, an der Erziehung ihrer Kinder Beteiligten, für sie sichtbar eine Richtung

verfolgen. Der Infoabend dient dazu, das Konzept NesP@d mit dem Elterntraining und die Trainertandems vorzustellen. Im Anschluss daran haben die Eltern über einen Zeitraum von 10 Tagen Gelegenheit, sich zu dem vierteiligen Elterntraining anzumelden. Die Anmeldungen werden in den Kindergärten und Schulen entgegen genommen.

 

Training

Das Training beinhaltet wissenschaftliche Impulse, praktische Trainingseinheiten und Zeit zum Austausch mit anderen Eltern. Hier steht vor allem die Prämisse „Gleiche unter Gleichen“, also Eltern sollen gemeinsam in den Kontakt und Austausch treten. Lebensweltnahe Anregungen für die Praxis zu Hause stehen immer im Zentrum des Trainings.

 

Die vier Einheiten beinhalten:

  • Der autoritative Erziehungsstil
  • Regeln und Konsequenzen
  • Problemverhalten
  • Einflüsse auf die Erziehung

 

 

Fazit

Seit 6 Jahren findet das Elterntraining NesP@d, ein Kooperationsprojekt der Erziehungsberatung  des Caritasverbandes und des Netzwerkes für soziale Dienste e.V. statt. In 37 Kursen mit insgesamt 373 TeilnehmerInnen                                                                               wurden 17 Schulverbände im Landkreis Rhön Grabfeld  erreicht.                                                                                                                                                                  

Die teilnehmenden Eltern beurteilten das Training zu 100 % als unterstützend in der Erziehung ihrer Kinder. Sehr zufrieden waren sie mit dem Fachwissen der Trainer und würden das Training auf jeden Fall an Freunde weiterempfehlen. Die Reaktionen der Eltern in der Auswertung der Trainings gingen von „hat uns super gefallen und viel gebracht“ bis zu „ich bin froh, dass ich dabei war“ oder „sehr zu empfehlen“!

 

Sylvia Pflaugner, Dipl. Sozialpädagogin (FH), Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung des Caritasverbands für den Landkreis Rhön Grabfeld, Kellereigasse 12- 16, 97616 Bad Neustadt

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Wissenschaftliche Grundlagenliteratur für das Elterntraining und NesP@d:

Baumrind Diana (1967): Child care practices anteceding three patterns of preschool behavior. Genetic Psychology Monograph, 75, 43-88.

Brüning Film (2006): „Wege aus der Brüllfalle“. Hg.: Wilfried Brüning, Detmold.

Gray, M. & Steinberg, L. (1999): Unpacking authoritative parenting: Reassesssing a multidimensional construct. Journal of Marriage and the Family, 61, 574-587.

Hurrelmann, Klaus; Unverzagt, Gerlinde (1998): Kinder stark machen für das Leben. Freiburg. Herder Verlag.

Schneewind, Klaus A.; Böhmert, Beate (2009): Kinder im Vorschulalter kompetent erziehen. Der interaktive Elterncoach „Freiheit in Grenzen“. 2. Aufl.. Bern. Verlag Hans Huber.

Schneewind, Klaus A.; Böhmert, Beate (2009): Kinder im Grundschulalter kompetent erziehen. Der interaktive Elterncoach „Freiheit in Grenzen“. 2. Aufl.. Bern. Verlag Hans Huber.

Schneewind, Klaus A.; Böhmert, Beate (2009): Jugendliche kompetent erziehen. Der interaktive Elterncoach Freiheit in Grenzen“. 2. Aufl.. Bern. Verlag Hans Huber.

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