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Mit dem Eintritt in die Schule beginnt für die Kindergartenkinder ein neuer, aufregender Lebensabschnitt. Dieser erfordert auch Mut. Sich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden, neue Freunde zu finden und sich vielleicht gegen ältere Mitschüler zu behaupten.Im Kindergarten St. Vitus in Stockheim wurde in den vergangenen Wochen gemeinsam mit der Eltern-Jugendlichen- und Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Bad Neustadt das Pilotprojekt „Mutig werden mit Til Tiger“ durchgeführt.

Mutiger und selbstsicherer

Das Trainingsprogramm soll Kinder mutiger und selbstsicherer machen. Dabei hilft „Til Tiger“, eine kuschelige, kleine Handpuppe. Durch ihn wird das Thema spielerisch für die Kinder transportiert. Das Projekt ist für Kinder im Vorschulalter bis zur 2. Klasse konzipiert, erklärt Dipl.-Sozialpädagogin Sylvia Pflaugner vom Caritasverband in Bad Neustadt.

 Da es schwierig ist, den Kurs in der Geschäftsstelle in Bad Neustadt abzuhalten, überlegte man, das Programm in Kindergärten anzubieten. Hier kommt der Stockheimer Kindergarten ins Spiel. Sylvia Pflaugner fragte an, ob die Erzieherinnen, Eltern und natürlich Vorschulkinder Interesse hätten, als erster Kindergarten im Landkreis beim Pilotprojekt mitzumachen.

 Tiger bei den Löwenkindern

Kindergartenleiterin Michaela Reinhard zeigte sich erfreut. Gern war der Kindergarten bereit teilzunehmen. Zunächst fand ein informativer Elternabend statt. Hier wurde das Konzept den Eltern der neun Vorschulkinder erläutert. In insgesamt acht Einheiten kamen einmal wöchentlich Sylvia Pflaugner und Sozialpädagogin Viktoria Perleth, ebenfalls Mitarbeiterin beim Caritasverband Bad Neustadt zusammen mit Til Tiger zu den „Löwenkindern“ in den Kindergarten. Verschiedene Übungen und Rollenspiele sollen die Selbstsicherheit stärken.

Am Anfang jeder Stunde fragte Til Tiger die Kinder im Erzählkreis nach ihrem Befinden. Ihre Gemütsverfassung zeigten sie anhand von Kärtchen mit einem fröhlichen oder traurigen Gesicht. Man übte das laut Sprechen und Anschauen beim Reden. Auch wie man jemanden um etwas bittet und wie man mit einem Nein umgeht.

Besonders eifrig waren die Kinder bei den Hausaufgaben. Eine dieser Aufgaben war es, ein anderes Kind zum spielen selbst einzuladen. Waren die Aufgaben erledigt, bekam jedes Kind einen Stempel auf seine persönliche Wanderkarte.

Besuch beim Metzger als Höhepunkt

Der Höhepunkt war sicherlich das Einkaufen beim örtlichen Metzger. Zunächst wurde das Einkaufen im Kindergarten spielerisch geübt. Die nächste Hürde bestand darin, die Kindergartenleiterin Frau Reinhart um Geld für den Einkauf zu bitten. Schließlich zog man gemeinsam los. Im Laden durften die Kinder selbst eine Süßigkeit auswählen und bezahlen. Nina Olbort, Erzieherin bei den Löwenkindern, berichtete, dass die Vorschulkinder sehr interessiert bei der Sache waren. Sie haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Auch während des Spielens im Kindergarten konnte man beobachten, wie unter anderem Konflikte viel besser als früher gemeistert wurden.

Insgesamt sei das Projekt eine gewinnbringende Maßnahme, so die Erzieherin. Vor der letzten Gruppenstunde am vergangenen Dienstag wurden die Löwenkinder befragt, was sie im Projekt alles gelernt hätten. „Wir haben das Nein sagen geübt.“ „Ich kann jetzt laut und deutlich sprechen.“ „Ich streite mich weniger mit meiner Schwester“. Das waren nur einige Aussagen von Finja, Jana, Johanna, Lavinia, Emil, Hamza, Leo, Linus und Emil. Traurig waren einige Kinder schon, dass es der letzte Tag mit dem kuscheligen Tiger war. Sie durften ihn alle einmal kräftig zum Abschied drücken.

Dann wurden die vergangenen Wochen noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Der Weg wurde mit einem Seil dargestellt. Darauf wurden die verschiedenen Übungen im Projekt als Bilder abgelegt. Der kleine Tiger wanderte immer ein Stück weiter. Die letzte Station war das Abschiedsfest zum Abschluss des Projektes. Die Kinder durften selbst entscheiden, was sie von zu Hause an Essen oder Getränken zum Fest mitbringen wollten. In der Woche davor, wurde das von den Kleinen schon ausführlich diskutiert, fügte Nina Olbort schmunzelnd hinzu. Und weil alle so gut mitgemacht hatten, überreichte ihnen Til Tiger noch eine tolle Urkunde. Zusammen ließ man sich Donuts, Kekse, Gummibärchen und Saft schmecken.

Fortsetzung geplant

Das Pilotprojekt mit Til Tiger war eine spannende und interessante Erfahrung, so das Fazit von Sylvia Pflaugner und Viktoria Perleth. Gerade auch in Bezug darauf, wie sich die Kinder im Laufe der Zeit entwickelten.

Die Caritas plant auch im Herbst wieder einen Kurs in einem Kindergarten im Landkreis anzubieten.

©MainPost, 15. Mai 2017, Sabine Pagel

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